Die Lufthansa steht vor der größten Flottenmodernisierung ihrer Geschichte: Bis 2025 investiert die Airline insgesamt 2,5 Milliarden Euro in ihre Produkt- und Serviceoffensive. Teil davon ist auch Allegris, das neue Bordprodukt für die gesamte Langstreckenflotte der Airline. Dieses wurde zwar schon Ende 2022 mit einigen Bildern online angekündigt, am 28. Februar folgte nun die offizielle Präsentation aller Reiseklassen im Kraftwerk Berlin – eine Woche vor der offiziellen Eröffnung der ITB 2023. Im Rahmen dieser Vorstellung wurden auch neue spannende Details bekannt, wie etwa jeweils eine Doppelsuite in der First- und Business Class.
Lufthansa bestätigte, dass alle neu ausgelieferten Maschinen bereits mit der neuen Kabine ausgestattet sein werden. Dies sind sämtliche Airbus A350 und Boeing 777-9 sowie Boeing 787-9, die neu zur Flotte hinzustoßen. Zusätzlich sollen auch alle bereits in der Flotte befindlichen Boeing 747-8 umgerüstet werden. Insgesamt werden somit rund 80 neue und bestehende Langstreckenjets die neue Allegris Kabine erhalten, was etwa 27.000 Sitzen entspricht. Noch keine genaue Aussage gab es zu den aktuellen Airbus A330, A340 und A380 Flotten. Bislang ist unklar, wie lange diese Maschinen noch in der Flotte verbleiben werden. Vermutlich wird man sich die aktuelle Marktentwicklung über die nächsten zwei Jahre noch etwas anschauen, und dann entscheiden, ob diese Flugzeugtypen vor ihrer Ausflottung noch eine Umrüstung erhalten oder nicht.
Die neue Lufthansa First Class
Großes Augenmerk liegt auf der neuen Lufthansa First Class. Lange Zeit war unklar, ob Lufthansa überhaupt die Ära der First Class fortführen wird oder nicht. Immerhin hat weltweit der First Class Bedarf im letzten Jahrzehnt deutlich abgenommen, was in erster Linie durch die immer besser werdenden Business Class Kabinen zustande kam, welche inzwischen oftmals schon eigene Türen bieten. Weiterhin geht der Trend weg von viermotorigen Flugzeugen, die eigentlich besonders viel Platz für den Einbau opulenter First Class Kabinen bieten, hin zu effizienteren Zweistrahlern.
Klar war also, dass eine neue First Class Kabine sich deutlich vom bisherigen Produkt und auch vom neuen Business Class Produkt abheben müsste. Außerdem war bereits zu vermuten gewesen, dass diese nur aus wenigen Sitzplätzen bestehen und nur auf besonders prestigeträchtigen Routen (wie etwa nach Los Angeles) zum Einsatz kommen würde.
Nun hat Lufthansa die neue First Class vorgestellt. Sie soll zunächst ausschließlich im Airbus A350 verbaut werden, welcher in München stationiert und lediglich eine Sitzreihe dieser besonderen Kabine erhalten wird. Exklusivität soll also an oberster Stelle stehen. Erstmals kommt hier auch eine Sitzheizung und Sitzkühlung zum Einsatz, die zum Wohlbefinden an Bord und insbesondere während des Schlafens entscheidend beitragen soll.
Die Wände werden so hoch reichen, dass man wenn überhaupt auf Zehenspitzen hinübersehen kann. Die Türen werden dabei aus feuerresistenten Schaumstoffplatten mit Stoffbezügen bestehen, die von Magneten zusammengehalten werden sollen. So ist gewährleistet, dass die Türen und die verschlossenen Einzelkabinen auch in Notfällen kein Sicherheitsrisiko an Bord darstellen können.
Doch noch mehr Aufmerksamkeit, als die First Class, hat die vollkommen neue “First Class Suite Plus” erhalten: In der Airbus A350 First Class wird es also links und rechts am Fenster eine Einzelsuite geben, während in der Mitte keine zwei separaten Suiten verbaut werden, sondern eine einzelne, aber deutlich breitere Doppelsuite.
Hier gelangen Sie zur Meldung von Lufthansa zur neuen “First Class Suite Plus”
Besonders interessant wird dabei die Umsetzung der Preisgestaltung sein. Denn es handelt sich hierbei gleichzeitig um einen, aber auch um zwei Sitzplätze. Man wird die Suite nämlich aufgrund der mangelnden Trennmöglichkeit nicht an zwei sich unbekannte Reisende vergeben können, wohl aber an eine Einzelperson oder an zwei zusammen reisende Personen. Somit ergibt sich dann ein Maximum von drei bis vier Reisenden in den drei Suiten der neuen Lufthansa A350 First Class Kabine.
Ebenfalls interessant, wenn auch in der Praxis sicherlich selten genutzt: Selbst wenn man die First Class Kabine komplett ausbucht, sollen alle vier Reisenden am großen Esstisch der Doppelsuite Platz finden. Weiterhin dürfte die First Class Suite Plus den größten Bildschirm überhaupt am Airline-Himmel bieten: Mehr als ein Meter Bilddiagonale steht Reisenden in ihrer Doppelsuite zur Verfügung.
Die neue Lufthansa Business Class
Die neue Lufthansa Business Class Kabine wird deutlich mehr Privatsphäre bieten, als wir es bisher aus der Lufthansa Business Class gewohnt sind. Zugang zum Gang von jedem Sitzplatz wird zum lang ersehnten Standard, zudem gibt es nun überwiegend Einzelsitze, die bisher leider nicht zu finden waren. Auch Paare finden weiterhin Sitzmöglichkeiten zu zweit, diese sind aber nun deutlich besser voneinander trennbar oder miteinander kombinierbar, als es in der bisherigen Kabine der Fall.
Alle Sitzplätze bieten weit nach vorn gezogene Sitzwände für ein hohes Maß an Privatsphäre, lassen sich in ein mindestens zwei Meter langes Bett verwandeln und sind mit einem 4K-Bildschirm ausgestattet. Besonders exklusiv: Die aus der neuen First Class bekannte Sitzheizung und -belüftung kommt auch auf allen Business Class Plätzen zum Einsatz. Der Schlafkomfort wird durch die neue Shoulder Sink-In Funktion der Sitze insbesondere für Seitenschläfer weiter erhöht. Sämtliche Sitzplätze lassen sich über eine Steuereinheit im Tablettformat programmieren und unterstützen kabelloses Laden sowie Bluetooth-Verbindungen für z.B. Kopfhörer und Smartphones.
Es wird innerhalb der Business Class Kabine insgesamt sechs verschiedene Arten von Sitzplätzen für alle Bedürfnisse geben: So können Reisende je nach Vorliebe aussuchen, ob Sie ein mit 2,20m besonders langes Bett bevorzugen, oder lieber mehr Stauraum und Arbeitsfläche benötigen. Auch Plätze mit Babyschale stehen zur Verfügung, ebenso wie ein Doppelsitz mit versenkbarer Mittelkonsole in der letzten Reihe. Die Vielzahl verschiedener Sitzplätze innerhalb der Business Class wird am besten verdeutlicht durch diese Ansicht der Kabine von oben:
Am Fenster wird es also jeweils schräg versetzte Einzelsitze geben, wobei der Sitz direkt am Fenster noch mehr Privatsphäre und eine bessere Sicht nach draußen bieten wird als der zum Gang gerichtete Sitzplatz:
Der vorderste und hinterste Einzelsitzplatz am Fenster wird geräumiger sein, ganz vorn erhalten Sie zudem eine höhere Umrandung der Kabine mit eigener Tür und persönlicher Garderobe:
Reisende, die zu zweit unterwegs sind, können auf eine der drei Doppelkabinen in der Mitte zurückgreifen. Auch hier finden Sie in der ersten Reihe deutlich mehr Platz und höhere Wände mit integrierter Garderobe und eigenen Schiebetüren vor:
Zusätzlich gibt es zwischen den Doppelkabinen in der Mitte noch jeweils einen Einzelsitz mit Ablageflächen auf beiden Seiten. Diese Art von Sitz wird unter Vielfliegern meist Thron genannt.
Die neue Lufthansa Premium Economy Class
Zugegeben, ganz neu ist die überarbeitete Premium Economy Class bei der Lufthansa nicht, denn: Bei der Swiss ist dieses Produkt bereits seit Frühjahr 2022 im Einsatz. Der Schweizer Flag-Carrier hatte lange Zeit auf eine Premium Economy Class verzichtet. Als im März vergangenen Jahres dann schließlich die erste neue Boeing 777 der Airline mit einer Premium Economy Class ausgerüstet wurde, hat man direkt die neue Generation eingebaut.
Diese zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass der Sitz nun in einer Hartschale integriert ist. Somit genießen Reisende nicht nur mehr Privatsphäre, sondern vor allem werden Mitreisende nicht mehr durch verstellte Rückenlehnen beeinträchtigt. Bildschirm und Tisch verbleiben in der neuen Premium Economy Class Kabine immer am selben Ort. Dennoch lassen sich die Sitze nun noch weiter neigen als bisher und bieten mehr Beinfreiheit, während die ausklappbare Beinstütze für zusätzlichen Komfort sorgt.
Die neue Lufthansa Economy Class
Auch die Economy Class wird überarbeitet: Die ersten Reihen der Economy Class werden einen erhöhten Sitzabstand von 86 Zentimetern aufweisen, während auch die übrige Economy Class mit 79 Zentimetern einen etwas größeren Sitzabstand bietet als die bisherige Version. Zudem wurden die Sitze noch ergonomischer gestaltet. Persönliche Bildschirme, Tabletthalter und USB-Anschlüsse sind an jedem Platz verfügbar. Steckdosen werden hier nicht explizit erwähnt, daher bleibt zu hoffen, dass die verbauten USB-Anschlüsse auch zum Laden größerer Geräte via USB-C ausgelegt sind.
Economy Class Reisende können einen freien Nebensitz hinzu buchen und auch die Economy Sleeper’s Row wird neu gedacht: Sie können bei Verfügbarkeit am Flughafen vor Abflug gegen eine Gebühr eine gesamte Reihe für sich blocken lassen und erhalten dann Topper, Decke und Kissen in Business Class Qualität hinzu, um trotz Economy Class Ticket möglichst angenehm schlafen zu können. Der Topper soll künftig dann durch eine bessere Matratze ersetzt werden und zusätzlich soll es eine hochklappbare Auflage für den Fußraum geben, um die zur Verfügung stehende Liegefläche um 40 Prozent zu vergrößern.